Japanische Gestaltungsprinzipien

Wabi & Sabi

Wabi bezeichnet die stille Schönheit, die der Schlichtheit und Gelassenheit innewohnt. Wabi verkörpert den Wunsch sich der Kontemplation über die Schönheit der Natur und den Wundern des Lebens zuzuwenden. Sabi bezeichnet die vornehme Würde, die Aura ehrwürdigen Alters, die die Dinge mit der Zeit annehmen und den Betrachter mit Ehrfurcht erfüllen. In Kombination steht Wabi-Sabi für die Wertschätzung und die schlichte Unverfälschtheit einfacher Alltagsgegenstände, die mit Bedacht und Ernst gebraucht werden.

Suki

beschreibt einen Gegenstand, dessen einfache Erscheinung seine wahre Schönheit offenbart, nicht aber die Mühe, die in seiner Erschaffung steckt.

Shin

steht für alles von Menschenhand geschaffene, dem ein Sinn für schmucklose Ordnung anhaftet. (Shoji)

So

beschreibt Gestaltungselemente aus naturbelassenen Materialien.

Yohaku-no-bi

wird mit "die Schönheit des übrig gelassenen Weiß" übersetzt. Es zeigt sich in freien Flächen oder auch in klarer Einrichtung von Räumen. Nicht das, was da ist, sondern das, was ausgelassen wurde, steht im Blickpunkt. Es manifestiert sich als Sparsamkeit der Form und wirkt durch den Verzicht auf konkurrierende Elemente oder den zurückhaltenden Einsatz von Materialien. Dieses Paradox des "nicht Erfassten, aber fassbar gemachten" erzeugt eine dynamische Spannung.

Yugen

steht für das ästhetische Leitprinzip, die Wirklichkeit von allem trügerischen Schein der Welt entkleidet darzustellen, um ihre wahre Natur zu enthüllen.

Shibui

bedeutet so viel wie "nüchtern", "still" oder "streng".

Shizen

steht für Naturnähe und Natürlichkeit.

Fukinsei

ist das Konzept der Asymmetrie, durch das sich eine lebendige Spannung, ein Wechselspiel zwischen links und rechts, zwischen Volumen und Fläche entfaltet.

 

 

Prinzipien für die Raumgestaltung

Freier Geist

Ein nach diesen Prinzipien gestalteter Raum will den freien Geist widerspiegeln. Im Mittelpunkt der Gestaltung steht ein ausgeprägter Sinn für Freiheit, der sich, kanalisiert durch die ästhetischen Prinzipien der Schlichtheit und Zurückhaltung, in einem auffallend klaren, kraftvollen Stil ausdrückt.

Das Wesentliche

Eines der charakteristischen Merkmale der Gestaltung ist ihre Beschränkung auf das Wesentliche. Aller Kram ist als unnötige Ablenkung bewusst eliminiert. So fallen die Schönheit und Güte der sorgfältig ausgewählten Einrichtungsgegenstände und Materialien deutlicher ins Auge.

Klarheit in der Form

Vor einem klaren, übersichtlichen Hintergrund entfaltet sich die Schönheit dessen, was vorhanden ist.Die von diesen Prinzipien inspirierte Gestaltung gibt kreativer Sensibilität und künstlerischem Ausdruck Raum zur Entfaltung.

Ort der Inspiration

Diese Räume sind Orte der Inspiration, an denen neue Ideen geboren werden. Sie sind organische, funktionale Räume, in denen die Energien frei fließen und sich die Gedanken frei entfalten können. Obwohl gerade Linien und geometrische Muster zu den wesentlichen Elementen gehören, werden weder der Geist noch das Auge durch Symmetrien eingeengt oder durch Wiederholungen ermüdet. Auf provokante Effekte und Aussagen wird ebenso verzichtet wie auf ultramoderne Allüren. Das von diesen Prinzipien beseelte Ambiente verbindet Funktionalität mit Behaglichkeit und bringt Ästhetik und praktischen Nutzen auf einen Nenner. Der Raum will nicht als Meisterwerk eines Designers imponieren, sondern Raum zum Leben bieten.

Natürlichkeit

Die japanische Tradition der Verwendung natürlicher Werkstoffe (Holz, Stein, Textil) ist ein Kernelement. Sie schafft eine ökologisch sinnvolle Umgebung und schärft das Bewusstsein für die Qualität und die Schönheit der vorhandenen Materialien. Ein Raum, dessen Einrichtung auf das Wesentliche beschränkt ist, rückt die sinnliche Dimension der Oberflächen stärker in den Vordergrund (Textur eines Gewebes oder Teppichs). Natürliches Licht hebt die schlichten Linien und Formen wirkungsvoll hervor. Es werden dunkle und schummrige Ecken konsequent vermieden. Mit Reispapier bespannte Holzrahmen (Shoji) oder durchscheinende Lichtblenden oder Jalousien sorgen vor den Fenstern für diffuses Licht - die ideale Beleuchtung für eine kontemplative oder meditative Atmosphäre. Die Patina des Alters sowie die Harmonie, die den Raum durch die Wechselwirkung verschiedener Texturen und natürlicher Oberflächenbeschaffenheiten erfüllt, und die natürliche Schönheit der Dinge ( die Struktur oder das Muster von Gewebe, der Farbton des Holzfußbodens oder die Patina eines Möbelstücks ) genießen hohe Wertschätzung.

Farbigkeit

Bei den Farben kommt eine Palette zum Einsatz, die heitere Gelassenheit und Harmonie erzeugt und konkurrierende Farbtöne vermeidet. Die Grundtöne bilden meist Weißnuancen, die in Richtung Creme, Beige, Strohgelb, Ocker und Sand spielen, neben anderen warmen Naturtönen. Sie werden mit pastelligen Blau- und Grünschattierungen kombiniert, die sich ebenfalls in der Natur finden. Sofern ein Kontrast gewünscht ist, werden sattere erdige Farben verwendet. Hinzu kommen die zahlreichen Farbnuancen und Oberflächenstrukturen von Holz. Auch Schwarz wird mit Bedacht eingesetzt, um an ausgewählten Stellen starke Kontraste zu schaffen oder Details in einem Raum hervorzuheben.